Die wirtschaftliche Landschaft Deutschlands ist von anhaltenden Krisen geprägt, wobei insbesondere die Baubranche und kleine Unternehmen in den Fokus geraten. Laut einer Auswertung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zeigen die Jahre nach der Corona-Pandemie, steigende Energiepreise und Zinsen eine bedenkliche Zunahme von Unternehmenspleiten. Trotz der prognostizierten Insolvenzzahlen betont Creditreform, dass eine flächendeckende Krise unwahrscheinlich ist.
Bis zum Ende des aktuellen Jahres wird erwartet, dass 18.100 Unternehmen in Deutschland Insolvenz anmelden, was einem Anstieg von 23,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders betroffen sind der Handel sowie die Immobilien- und Baubranche. Der Zusammenbruch der Signa Holding und anderer namhafter Unternehmen verdeutlicht die schwierige Lage, insbesondere für Projektentwickler und Bauträger. Mit 81 Pleiten je 10.000 Unternehmen hat die Baubranche die höchste Insolvenzquote in Deutschland.
Die Pleitewelle erstreckt sich über alle Branchen, wobei mehr als 80 Prozent der betroffenen Unternehmen kleine Firmen mit höchstens zehn Mitarbeitern sind. Interessanterweise geben jedoch auch größere Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als zehn Millionen Euro vermehrt auf. Die Analyse von Falkensteg zeigt, dass die Zahl der Großinsolvenzen in dieser Kategorie im Vergleich zu den letzten Jahren ansteigt.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden als „Corona-Bumerang“ beschrieben, da staatliche Hilfen auf Geschäftsmodelle treffen, die nun mit einem verschärften Wettbewerb konfrontiert sind. Die verzögerten Strukturreformen belasten Unternehmen zusätzlich. Obwohl der Staat temporäre Ausnahmeregelungen geschaffen hat, um eine Pleitewelle zu verhindern, sind die Insolvenzzahlen seit 2022 wieder angestiegen.
Einige Experten sehen den aktuellen Anstieg als eine Normalisierung nach dem Auslaufen staatlicher Hilfen. Christoph Niering, Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter, betont, dass wir voraussichtlich nicht mehr die Insolvenzzahlen der Nullerjahre sehen werden. Crif prognostiziert für das laufende Jahr einen Anstieg von 22,8 Prozent auf 17.900 Firmeninsolvenzen und erwartet für 2024 bis zu 20.000 Fälle. Dies wäre dennoch geringer als der Durchschnitt seit 1999.
Die Finanzlage der meisten Unternehmen wird als weiterhin solide eingeschätzt. Allerdings könnte der Anstieg von Großinsolvenzen zu weiteren Pleiten führen, da Dominoeffekte zahlungsunfähige Firmen zeitversetzt in die Insolvenz ziehen könnten. Im Verbrauchersektor verhindert bisher die robuste Lage auf dem Arbeitsmarkt einen Anstieg der Insolvenzzahlen. Trotzdem erwartet Creditreform aufgrund schwacher Konjunkturaussichten auch hier steigende Zahlen, bedingt durch eine verschlechterte Überschuldungssituation vieler Menschen.